Wie geht es Senioren in einer zunehmend technologisierten Gesellschaft, in der die Digitalisierung zur Norm wird? Ist die digitale Kluft unvermeidlich oder sind unsere Senioren “up-to-date”, als wir denken?
In Esch-sur-Alzette, in der SERVIOR-Residenz “Op der Léier”, gestand René Bosseler noch vor kurzem, dass er ein Internet-Fan sei und es liebte, auf seinem Computer zu surfen und zu klicken. Seit Mai 2021 und bis vor wenigen Tagen lebte er friedlich mit seiner Frau in unserem Haus im Süden, die sich weiterhin dort aufhält und viele schöne Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben hat. Als spezialisierter Schullehrer, bevor er Direktor des “SOS Kannerduerf” in Mersch wurde, wusste er nur zu gut, dass man Generationen nicht ohne ein Mindestmaß an Anpassungsbemühungen überwindet.
Aber was ist mit all den Senioren? Sie sind eigentlich recht einfallsreich, aber der Zugang zur digitalen Welt ist nach wie vor von Ungleichheiten geprägt.
In unseren SERVIOR-Häusern hat die Pandemie den Gebrauch von Tablets und anderen Geräten für Kommunikationszwecke beschleunigt. Auch andere digitale Hilfsmittel werden immer häufiger eingesetzt, wie z. B. interaktive Bildschirme. Ihr Einsatz ermöglicht über die außergewöhnlichen Möglichkeiten dieser Geräte hinaus eine Form der digitalen Inklusion.
Oma, wollen wir einen Call machen?
Seit der Einführung von Tablets und Smartphones mit Touchscreen haben Senioren das gute alte Telefon aufgegeben und neue Kommunikationsmittel angenommen. Heute drängen Senioren auf Plattformen wie Facebook, um sich dort mit ihren Kindern und Enkeln zu treffen. Letztere sind dort zwar immer noch für den Austausch mit Opa verfügbar, haben aber schnell andere Möglichkeiten gefunden, um sich mit Freunden auszutauschen. Wie auch immer, für die trendbewussten Senioren ist der Schritt zu den neuen Kommunikationsmitteln getan: Hallo Skype, Zoom, Mailbox, Messenger und sogar Online-Bridge- oder Schachseiten.
Ja, aber das ist in einer idealen Welt. Natürlich gibt es Schlupflöcher, und eines der gefährlichsten ist zweifellos die Online-Sicherheit. Senioren sind nach wie vor anfällig für Gefahren im Internet wie Phishing, Sentimentalitätsbetrug oder einfach Computerfehler. Hier besteht ein großer Bedarf an Informationen über diese weniger sympathischen Aspekte der neuen Kommunikationsmittel. Neben der Information ist ein weiteres Bedürfnis, das für Kinder nicht immer einfach zu bewältigen ist, die Verfügbarkeit und das Zuhören, wenn der Bug auftritt. Es gibt keine Wunderlösung und es wird an jedem Einzelnen liegen, die richtige Funktionsweise für diese manchmal heiklen Momente zu finden.
Du brauchst keine Hilfe?
Neue Technologien helfen Senioren dabei, länger selbstständig zu bleiben. Mit Hilfsmitteln wie der Fernüberwachung erhöht sich die Sicherheit bei Unfällen oder einfachem Unwohlsein und ermöglicht es, länger in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Technologische Hilfen sind zwar wertvoll für den Verbleib in den eigenen vier Wänden, aber man muss darauf achten, nicht in die Isolationsfalle zu geraten. Und hier sind, wie wir oben geschrieben haben, die neuen Kommunikationsmittel von Bedeutung.
Andere Systeme, wie die Hausautomation über Sprachassistenten, können ebenfalls helfen, indem sie die Rollläden öffnen, die Heizung programmieren, vor Rauch oder einem Einbruchsversuch warnen. Ohne so weit zu gehen, beweisen die neuen Küchenroboter, die manchmal mit dem Internet verbunden sind, heute Einfallsreichtum und endlose Fantasie, um ganz einfach gesunde und abwechslungsreiche Mahlzeiten zuzubereiten. Diese neuartigen Kochtöpfe werden die besten Freunde sowohl von Opas als auch von Omas im Alltag oder bei der Bewirtung von Familie oder Freunden sein.
In einem anderen Genre sind die heutigen Autos mit immer leistungsfähigeren Fahrhilfen ausgestattet, die die Autonomie von Senioren am Steuer erhöhen. Diese auf mehr Sicherheit ausgelegten Vorrichtungen können z. B. einen Reflexverlust bei manchen Menschen ausgleichen. So können sich Senioren weiterhin selbstständig fortbewegen, um Einkäufe zu erledigen, Kurse zu besuchen oder zum Arzt zu gehen. Dies ist ein echtes Plus für unsere Senioren, die nicht immer die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können oder auf die Hilfe Dritter angewiesen sind, um sich fortzubewegen.
Hast du nicht im Internet nachgefragt?
Die digitale Gesellschaft hält Einzug in die Gestaltung unseres täglichen Lebens. Und auch Senioren können sich dem nur schwer entziehen. Während für einige der Umgang mit dem Internet ohne größere Komplikationen oder nach einer kleinen Schulung erfolgt, ist es für andere ein wahrer Hindernislauf, ein Formular auszufüllen, eine gültige Telefonnummer oder E-Mail-Adresse zu finden, einen Reisepass zu bestellen oder ein Flugticket zu buchen.
Die Einrichtung eines Kontos, um online einzukaufen … und zu bezahlen, die digitale Krankenakte einzusehen, einen Termin bei einem Facharzt zu vereinbaren oder auch, noch einfacher, die richtigen Informationen für die Wahl des Urlaubs zu finden, kann eine unüberwindbare Hürde darstellen. Umso schwieriger ist es, dass sich unsere Gesellschaft in atemberaubendem Tempo auf die totale Digitalisierung zubewegt, ohne sich der dadurch entstehenden digitalen Kluft bewusst zu sein. Es gibt Lösungen mit Vereinen, die Senioren begleiten oder sie in diesen neuen Werkzeugen ausbilden. Der Digibus des Vereins GERO ist einer von ihnen. Auch zahlreiche Seniorenclubs organisieren geeignete Schulungen. Leider sind die Initiativen noch zu wenig zahlreich. Dies ist zweifellos eine der großen Herausforderungen der Zukunft: Wie können wir die digitale Kluft zwischen unseren Senioren vermeiden?